Vorwort von Claus Tieber

ZOON SYNTHETIKON

In seiner letzen Ausstellung, 'Brown Paper Bags', zeigte Michael Fischer Masken. Masken von Tieren, Göttern, mythischen Figuren. Diese imaginären Gestalten, in denen sich Comic und Science Fiction in einer Maske verband, sind der Ausgangspunkt für die hier gezeigten Bilder.

Nach dem Erfolg von 'Brown Paper Bags' entwickelte Fischer nun seine Geschöpfe weiter. Zunächst noch als Masken. Diese wiederum bilden die Vorlage für ZOON SYNTHETIKON - der Künstler weiß Synergieeffekte zu nützen. Überhaupt geht es Fischer in den hier gezeigten Bildern weniger um ein hehres Kunstverständnis, dem die Tatsache, daß es sich hier um Tafelbilder handelt noch entspräche, als vielmehr um Pop.
Nicht im Sinne von PopArt, sondern im Sinne einer Popideologie, die dem tradierten Kunstverständnis den Kampf ansagt. Dies ist in Zeiten, in denen nicht nur Jeff Koons, sondern auch ein Friedensreich Hundertwasser unter populäre Kunst fällt, leider immer noch notwendig. Pop hat den großen Vorteil, rasch auf sein Umfeld reagieren zu können. Gesellschaftliche und kulturelle Umbrüche spiegeln sich zu allererst in Pop. Als Künstler, denen man gemeinhin ein gesteigertes Sensorium für solche Umbrüche nachsagt, war Fischer jedenfalls schneller als die amerikanische Kulturindustrie. Auch wenn Fischer den Vergleich mit 'Jurassic Park' nicht gerne hört, seine Bilder reagieren auf ein neues Bedürfnis nach Archaischem und Urtümlichen. Sie befriedigen es, aber - und das macht eben die Kunst dabei aus - nicht zur Gänze. Fischer verkauft sich nicht an gerade aktuelle Trends. Seine Bilder halten Distanz zum Betrachter und gewinnen eben dadurch ihren Witz und ihren Humor. Dieser unterscheidet sich erheblich von bloß postmoderner Ironie.

Fischers Lebe(?)wesen schauen einen an. Der Betrachter kann nicht sagen, ob es sich um lebendige oder tote, präparierte oder rein imaginierte Wesen handelt.
Die Farbgebung der Bilder unterstreicht dies. In Grautönen gehalten, stiften die kleinen Stellen anderer Farben Verunsicherung.
Wer will, kann Fischers Panorama einer urzeitlichen, einer zukünftigen, einer irrealen Fauna als Gesamtkunstwerk betrachten. In jedem einzelnen Bild steckt aber bereits das Gesamtkonzept von ZOON SYNTHETIKON. Wer auch noch nach dem politischen Konzept von Fischers Kunst sucht, dem sei gesagt, daß Kunst die sich den Kritierien des Kunstmarktes verweigert und dennoch bestehen kann, ein Politikon ist.
Abgesehen davon, sind diese Bilder von Rechts, auch von Salonfaschisten, wohl kaum vereinnahmbar. Was heute erstens nicht mehr unwichtig ist, und sich zweitens von expliziter politischer Kunst nicht immer sagen läßt.

© Claus Tieber 1993