BROWN PAPER BAGS

Papierarbeiten von Michael Fischer

Michael Fischer stellt wieder aus. Seine letzte Wiener Austellung liegt schon drei Jahre zurück. Seit dieser Zeit lebt der Künstler in New York. Seine New Yorker Bilder waren hierzulande nicht zu sehen.
Im letzten halben Jahr lebte Fischer in der Karibik. Dort entstanden die Masken, die nun in der Austellung 'Brown Paper Bags' zu sehen sind. Das Material stammt aus New York, die Inspiration aus der Karibik. In den Masken mischen sich die Einflüsse beider Kulturen. Weder sind es ethnologische Masken, die hier ausgestellt werden, noch feiert Fischer Halloween. Imaginäre Gestalten sind es, die uns hier präsentiert werden. Tiere, Götter, mythische Figuren, die aus der Karibik stammen könnten, sind hier ebenso zu sehen wie fantastische Geschöpfe aus Comic und Science Fiction.
Beides mischt sich in einer Maske. Die archaischen Elemente sind ihrer rituellen Funktion beraubt und werden so zur Kunst. Umgekehrt gewinnen die Elemente aus der Populärkultur hier an Gewicht. Die Gegensätze sind kleiner als man glaubt. Der leichte Umgang mit dem Schweren und der schwere Umgang mit dem Leichten ergänzen sich und bringen in diesen Masken zum Ausdruck, was verbal nicht ausgedrückt werden kann. Die erste Welt nähert sich der dritten und umgekehrt. Nicht als Gegensatz oder Alternative zum jeweils anderen stehen sie einander gegenüber, sondern als zwei Kulturen, die von unterschiedlichen Ausgangspunkten sich dem gleichen Zielpunkt nähern. Daß sie dabei schon sehr weit sind, und wie dieser Punkt, der auch eine Synthese ist aussehen kann, wird in diesen Masken deutlich.
Gefertigt sind sie, wie der Name der Ausstellung schon sagt, aus 'Brown Paper Bags'. Aus jenen Papiertüten also, in denen wir zunächst unsere Lebensmittel transportieren, um dann unseren Mist darin unterzubringen um ihn schließlich wegzuwerfen. Das Transportmittel für Lebenswichtiges als auch für Abfall wird hier zum Material einer Kunst, die auch auf diese Weise die erste mit der dritten Welt verbindet.
Um Sozialkritik, um irgendeine herbeifantasierte 'Verantwortung' des Künstlers geht es dabei nicht. Damit haben wir uns schließlich lange genug gelangweilt. Und langweilig sind die 'Brown Paper Bags' nicht. Damit erfüllen sie jedenfalls den einzigen Anspruch, der ernsthaft an die Kunst gestellt werden kann: Bitte nicht langweilen!

Die Ausstellung ist zu sehen vom 30. Juli bis 27. August 1992 im 'Flieger', Schleifmühlg. 19, 1040 Wien

Eröffnung: Donnerstag, 30. Juli 1992, 19.30

Michael Fischer biography