Vorwort von Claus Tieber
Nach dem Erfolg von 'Brown Paper Bags' entwickelte Fischer nun
seine Geschöpfe weiter. Zunächst noch als Masken. Diese wiederum bilden die Vorlage für ZOON SYNTHETIKON - der Künstler weiß Synergieeffekte zu nützen.
Überhaupt geht es Fischer in den hier gezeigten Bildern weniger
um ein hehres Kunstverständnis, dem die Tatsache, daß es sich
hier um Tafelbilder handelt noch entspräche, als vielmehr um Pop.
Nicht im Sinne von PopArt, sondern im Sinne einer Popideologie,
die dem tradierten Kunstverständnis den Kampf ansagt. Dies ist in
Zeiten, in denen nicht nur Jeff Koons, sondern auch ein
Friedensreich Hundertwasser unter populäre Kunst fällt, leider
immer noch notwendig.
Pop hat den großen Vorteil, rasch auf sein Umfeld reagieren zu
können. Gesellschaftliche und kulturelle Umbrüche spiegeln sich
zu allererst in Pop.
Als Künstler, denen man gemeinhin ein gesteigertes Sensorium für
solche Umbrüche nachsagt, war Fischer jedenfalls schneller als
die amerikanische Kulturindustrie. Auch wenn Fischer den
Vergleich mit 'Jurassic Park' nicht gerne hört, seine Bilder
reagieren auf ein neues Bedürfnis nach Archaischem und
Urtümlichen. Sie befriedigen es, aber - und das macht eben die
Kunst dabei aus - nicht zur Gänze. Fischer verkauft sich nicht an
gerade aktuelle Trends. Seine Bilder halten Distanz zum
Betrachter und gewinnen eben dadurch ihren Witz und ihren Humor.
Dieser unterscheidet sich erheblich von bloß postmoderner Ironie.
Fischers Lebe(?)wesen schauen einen an. Der Betrachter kann nicht
sagen, ob es sich um lebendige oder tote, präparierte oder rein
imaginierte Wesen handelt.
Die Farbgebung der Bilder unterstreicht dies. In Grautönen
gehalten, stiften die kleinen Stellen anderer Farben
Verunsicherung.
Wer will, kann Fischers Panorama einer urzeitlichen, einer
zukünftigen, einer irrealen Fauna als Gesamtkunstwerk betrachten.
In jedem einzelnen Bild steckt aber bereits das Gesamtkonzept von
ZOON SYNTHETIKON.
Wer auch noch nach dem politischen Konzept von Fischers Kunst
sucht, dem sei gesagt, daß Kunst die sich den Kritierien des
Kunstmarktes verweigert und dennoch bestehen kann, ein Politikon
ist.
Abgesehen davon, sind diese Bilder von Rechts, auch von
Salonfaschisten, wohl kaum vereinnahmbar. Was heute erstens nicht
mehr unwichtig ist, und sich zweitens von expliziter politischer
Kunst nicht immer sagen läßt.
© Claus Tieber 1993